Was meinen Se, meine Härren ? Ich, red' so heiser'? Kunststick! Das
kemmt auch von die Friehlingswoch und den Länzsonnenschein im Januar
und so. Eiweih. Hat ebend auch alles seine Schattenseiten. Meine Ollsche
red't heit noch knapp mit mir.
Oberchen bringen sie mir erstmal
'nen Grochchen.---
Macht se mir doch neilich nachem
Ässen Jebrissel, ich sollt doch nich hucken und ihr de Hyazinthen
väreichern, ich sollt doch aufe Luft jehn, dänn kennt se plätten.
Jch sag: "Is gut, Olgachen,
jibb mich Jäld, fahr ich nach Heibud !,,
"I" saacht
se, "noch scheener, das teire Fahrjäld ausjeben! Tut doch nich
not. Jeh doch längs de Radaun' nachen Heehnepark, is doch jätz
wunderscheen!"
Wie ich los will, meint se:
"Was wirst
bei das scheene Wätter mit de Mitz jehn ? Was sollen de Leit dänken
? Siehst aus wie son Abselwat!"
Langt se mich mein steiwen Sonntachsbibi
raus, dem Bonbongkocher. Mein Hund macht en ganz traurijes Jesicht, wie
ich ihm aufsätzt. Er dacht neemlich, ich' jing nache Kirch. Da dirf
er doch nich mit. --prost!
Na, ich nu los nach Ohra. Wem
träff ich grad aufem Kohlenmarcht ? Mein Freind Adolf Schaweiter.
Hätt sich grad en neien Friehjahrshut jekauft und wird mitkommen.
Wä jehn Karrenwall, Wiebenwall, bekicken uns im Sonnenschein de neie
Heiser und äzeehlen uns, wie wä da noch vor jene Jahre als Jungens
aufen Wall hahm bei son Friehlingswätter Veilchen jesucht und vore
Schleich sind ausjepeilt.
Wä kommen durchem Petershagener
Tor und wandern längs dem Radaunedamm. Wundervoll! Diräktemang
wie im April. Auf einmal schreit Adolf:
"Kick mal
da drieben in das Gartchen auf jen krummen Baum een Star!"
"Quatsch"
sag ich, "sind doch noch keine Stare nich da!"
Aber ich seh, wie da tatsächlich
so'n schwarzer Vogel rumkraufen tut.
„Ich wätt
mit dich aufen neies Fimfguldenstick, daß das en Star is!“ saacht
Adolf, „siehst doch er is eben doch in jen Starkasten reinjehopst!“
„Das will
ich nuscht nich sagen,“ sag ich „dänn kann es auch een Spatz
sein. Wänn einer im Volkstachshaus jeht, is er däshalb auch noch
nich jleich en Politiker...“
„Wä werdn
ihm rausschichern,“ meint Adolf, „seh mal, daß wo ein Stein
findst, dänn werd’ wä ja sehen!“
Scheen, ich Dussel bick mir,
such, grabbel nachen Stein, komm dabei mit mein dammlijen steiwen Hut jejen
jen Jeländer, schon ab jeht er, de Beschung runter, inne Radaun rein,
da schwimmt er!
„Da hast
du schuld dran mit deinem Vogel!“ belk ich Adolf an, „ Jätz
hol ihm jefällichst raus,das is mein Sonntachnachmittachsausjehhut!“
„Hab dir
man nich so,“ saacht der aufpustrije Leidack so dreibastich,“ das
werd wä jleich hahm!“
Von wejen „ jleich ham“, västehn
se!
Also ich steh da nu eierbooßich
mit meine nackte Schusterkugel in de Friehlingsluft und seh wie er da jen
Hut nachscheddert, mit’n Wuppdich ieberm Jeländer, de Beschung runter,
und wird sich da nu an son Brickchen fästhalten und mit’n andern Arm
und en Spazierstock wird er ja mein Bibi angeln, was da so stolz anjesejelt
kemmt.
Also jen Hut kemmt, Adolf ziehlt
mit sein Affenarm, steeßt zu - schon is jen Bibi nich mehr zu sehn.
„Nu
is er väblubbert!“ schrei ich.
„Holle
Freet“, schreit er,“ich hab ihm all“,
peekert und steekert und ajiert
da mit’n Stock ins Wasser, hebt dem Stock dänn ganz stolz raus und
-- hat en ollen Marmeladen- eimer rausjefischt.
„ Den kannst
dich sälbst aufsätzen!“ sag ich.
Na nu wird er booßich und
schreit:
„Laß
deine Witzchens unterwejens und komm mich hälfen, mich bestirbt de
Hand, ich kann mir hier nich mehr halten!“
Ich nu, västehn Se, auf
jene kreetsche Brick, ieberm Jeländer jeturnt,mir mit de eine Hand
festjehalten und werd ihm de andre Hand ja nu zu packen kriejen und
rauferziehen. Ich kam mich vor wie mit ihm im Hochjebirje mang de Alpen.
Nu weiß der Deibel, ob da auf jen Brickenjeländer en Vogel hätt
was fallen lassen oder was, is doch so glibbrich, und statt daß ich
ihm raufer zieh, zieht mir jen Leidackreet infamjes warraftig runter, ich
jlibber ab und koppheister reinjeplatscht! Wir beid drin inne Radaun!
Wie ich mir aus dem Modder notdirftich
aufjerappelt hab, kennt ich nuscht nich sagen. Aber jeen Kreet hätt
natierlich gleich wieder de große Fräß:
“Bittscheen“,
saacht Adolf und zeicht untre Brick durch „da schwimmt mein Hut neben deinen,
jätz kannst mä nuscht nich mehr vorwärfen!“
„Links und
rächts vore Fräß mecht ich dir ballern!“ jappst ich.
„ Ei und ich
vleicht dir!“ meint er.
Aber nu mißd wä uns
de Hand jeben und nu raus. Und oben aufen Damm vleicht en Auflauf in den
Friehlingssonnenschein! Und wir ja vleicht jefroren!
Na nu erst mal unsere Bibis nachjescheddert.
Die schwammen da hinten fidel wie Max und Moritz nach Danzich runter. Wie
wä nu so scheddern, rännen drieben auch paar Jungs und Adolf
schreit:
„Wänn
ihr die Hiet’ rausjeangelt kricht, kricht ihr fimf Dittchen!“
Das lassen die sich nich zweimal
sagen, hahm sich da irjendwie wo en Stick Stang besorcht und fischen
drieben richtich die Bibis raus. Ich in meine Wut schrei nu:
„Dem schwarzen
steiwen schmeiß mich jleich rieber!“
Schon schmeißt jen Dammelskopp
wischijer und schmeißt ihn aber auch gleich so aasich, daß
mein Bibi ieber mir rieber fliecht, ich kriej bloß son Wasserstrahl
ieberm Kopp,und wie ich mir umkick nach mein Hut, da is er all längst
unten aufe Straß und vonnen Margarineauto ieberfahren! Wie
‘ne Kartoffelflins’ so platt. Sone nätte Frau wischt ihm mich
noch sauber anne Schirz. Wie ich ihm aufsätz --wie ein Eisbeitel war
ei’m das aufen Kopp.- meint Adolf:
„Mänsch,
jätz siehst aus wie Napoljong Bonaparte in Moskau!“
Inne Eläktrische macht son
oller bebrillter Bochert Krach: De Straßenbahn weer doch kein Kinderwagen
nich, daß wä da alles naß machen kennten! Ställt
wä uns vorne beim Wagenfiehrer. Der Staunt ja vleicht und meint:
„Is man
gut, daß wä jätz hier auch de zune Wagen haben, sonst kennten
se sich dem Dot holen."
Aufe Reitbahn meint Adolf,wie
die Leit alle kicken, so kennt wä nich durche Stadt jehn. Wä
mißden irgendwo Nothafen anlaufen, wartenbis es duster wird und uns
erst mal betrocknen. Jing wä also nich durchem Langgasser Tor, sondernnache
Feierwehr runter und fielen da ein bei paar Brieder vom „Klub ehemalijer
Pappiermarkmilliadeere.“ Hätten grad Bockbierchen aufjestochen. Machten
natierlich ihren Jokus mit mein Napoljonghut, dei Leidackkreeten. Aber
wie’s nu garantiert duster war und so speet, daß wä aufe Straß
nich mehr so auffallen kennten, und Adolf mir noch nach Haus begleiten
tut und wä ham uns all wieder vätragenund freien uns ieber dem
Stärnenhimmel, und Adolf singt:
„Ma kann
so scheen im Hafen schlafen“,und en Schupo kemmt und bedeit ihm mit’n
Punktroller, er sollt jefällichst aufheeren von wejen“ de Liebe der
Matrosen“, und Adolf meint, er sollt doch froh sein, wänn de Freistaatuntertanen
singen teeten, wo man singt,da laß dir ruhig nieder, beese Menschen
haben keine Lieder, außerdem weer doch das Singen das einzichste
kostenlose Vägniejen.was man sich in diesen Karneval noch leisten
kennt, da schreit ihn auf einmal meine Ollsche von oben aus’n
Fänster:
„Bist ändlich
zurick von dein Nachmittachsspaziergang, du unnoslijer Lorbas?“
Will se da gleich mit uns China
und Japan spielen! Adolf meint nu:
„Älauben
se mal jefällichst, Frau Poguttke, ribbeln se sich bloß nich
auf, se ham allen Grund,sich zu freien. Ihr Mann weer ummen Haar ätrunken,
wie er mir als Freind jerättet hätt, tjawoll. Ich weer neemlich
auch ummen Haar ätrunken.“
„Soso,“
meint meine Ollsche gnietsch, „dänn werd ich mir also noch freien
missen, daß se beid’ auf ihre Frielings-Nachmittachs-Tuhr nachn Heenepark
nich errtrunken sind, sondern bloß...“
„Bitte
keine Anziechlichkeiten nich.“ Unterbrach ihr Adolf, „ wä hahm
keine Frielingstuhr nich jemacht nachen Heenepark, die is zu Wasser jeworden,
tjawoll, im wahrsten Sinne des Wortes zu Wasser....“
„Zu Wasser?“
meint da meine Ollsche und macht so ihre Hyeenenaugen, „zu Wasser? Sollten
se sich da nich irren? Sollt das nich Bockbier und Machandel jewesen sein?“---
Lohnt ja nich viel weiter was
zu sagen, meine Härren. Wie ma’s macht is es väkehrt. Ich stand
da mit mein Napoljonghut und ließ ihr reden von wejen „Länz
und Liebe“.
Oberchen noch'n
Grochchen bitte! Äbarmung!!
|